Ein Traum wird wahr

In diesem Blog versuche ich stets, die positiven, sowie negativen Seiten der dissoziativen Identitätsstörung aufzuzeigen. Klar, während gut 15 Jahren haben die negativen Aspekte dominiert, doch es gab immer wieder Lichtblicke. So konnte ich das Gymnasium abschliessen, erreichte einen Bachelorabschluss mit 24 Jahren und heiratete. Diese positiven Ereignisse und Lebensabschnitte hielten mich quasi über Wasser und gaben mir die Hoffnung, dass ich trotz der DIS-Diagnose ein erfülltes Leben haben kann. Mit Mitte 20 aber, ging es weder vor-, noch rückwärts – nichts ging mehr. Ich kann mich noch sehr gut an den Tag erinnern, an dem ich zum ersten Mal dachte, dass ich so nicht mehr leben kann. Es war der 3. Mai 2018 – vor fast fünf Jahren also. Es brauchte enorm viel Zeit und Geduld, um aus dieser Negativspirale herauszukommen. Meine Beziehungen, egal ob freundschaftlich oder Liebesbeziehungen, litten stark unter dieser schlechten Phase. Bis vor Kurzem hätte ich mir nie erträumen lassen, dass es auch anders kommen kann:

Ich lernte meine jetzige Partnerin kennen (mit der ich nächste Woche zusammenziehe 🙂 ciao Solothurn!) und habe gestern die definitive Zulassung zum Masterstudium in Humanmedizin erhalten. Irgendwie kann ich noch immer nicht glauben, dass ich diese Chance erhalte, trotzdem noch Ärztin zu werden. Wahrscheinlich werdet ihr euch fragen, ob ein Medizinstudium für „jemanden wie mich“ überhaupt machbar und sinnvoll ist. Ich bin ehrlich, wenn ich sage, dass ich das nicht weiss. Ich würde aber argumentieren, dass ich (ohne die Diagnose zu kennen) trotzdem schon vier Jahre Medizin studiert habe und das auch geklappt hat. Im Patient*innenkontakt hatte ich nie Probleme und es kam nie zu unangenehmen Situationen.

Ich weiss nur so viel: Auch Menschen mit einer DIS (oder allgemein mit einer psychiatrischen Diagnose!) dürfen Träume haben und haben das Recht auf eine Chance, diese zu verwirklichen. Für mich gibt es (fast) keinen grösseren Traum, als beruflich als Ärztin tätig zu sein. Ich habe so viel in den letzten Jahren über mich, die Erkrankung und die Medizin im Allgemeinen gelernt, was ich hoffentlich schon bald am Patient*innenbett anwenden kann. Ich hoffe, dass ich so für die Patient*innen da sein kann, wie es die zahlreichen Ärzt*innen, Pflegefachpersonen und Psycholog*innen in den letzten Jahren für mich waren. Ein sehr grosses MERCI an alle, die immer für mich da waren und die schwierigen Phasen mit mir zusammen durchgestanden haben!
Natürlich ist mir bewusst, dass ein solches Vorhaben für Menschen mit einer DIS nicht selbstverständlich ist und ich bin dankbar, dass ich trotz all der Umstände eine „high-functional“ DIS habe, die es mir ermöglicht, zu studieren und zu arbeiten.

Mein Ziel ist es, mit dem heutigen Beitrag Hoffnung zu wecken. Das Leben mit einer DIS ist anstrengend, beschwerlich und stigmatisierend. Seit meinem ersten Blogbeitrag versuche ich, das Krankheitsbild zu entstigmatisieren und Betroffenen, Angehörigen und allen interessierten Personen aufzuzeigen, dass es auch anders kommen kann als Hollywood oder die Presse suggerieren. Ich hoffe, dass ich mit meiner Geschichte Betroffenen Hoffnung geben und sie ermutigen kann, ihre Träume zu verfolgen, denn wir haben ein Recht auf Träume, private und berufliche Verwirklichung und vor allem auf eines: ein Leben ohne Stigmatisierung und Diskriminierung!

–Lia

Der sichere Ort für meine WG

In der Therapie der dissoziativen Identiätsstörung (DIS) ist eine der ersten Methoden herauszufinden, welches der sichere Ort eines jeden Anteils ist. Das kann ein realer Ort sein – muss aber nicht. Fiktive Orte sind durchaus häufig. Ich persönlich stelle mir nur reale Orte vor, weil ich mich mental besser dorthin begeben kann. Wichtig ist, dass…

Gastbeitrag: Beziehung mit einer DIS-Patientin

Hallo zusammen. Ich darf einen Gast-Blogbeitrag schreiben bei «Be Many.» Kurz für alle, die mich nicht kennen. Mein Name ist Karina, bin 25 Jahre alt und in einer Beziehung mit Chantal. Ich verwende die Pronomen Sie und keine. Ich bin eine Frau jedoch bin ich intergeschlechtlich. ADHS (Aufmerksamkeitsdefizits-Hyperaktivitätsstörung), PTBS (posttraumatische Belastungsstörung) und rezidivierende Depressionen sind…

Von Hirnmuskelkater und Studios

Ihr fragt euch sicherlich, was es mit dem Titel dieses Beitrags auf sich hat. Nun, für viele Personen aus meinem Umfeld ist die dissoziative Identitätsstörung (DIS) ein schwer vorstellbares Konstrukt, was des Öfteren einer Klärung bedarf. Dies erfordert nicht nur Offenheit dieser Personen für die Sache an sich, sondern setzt eine gewisse Kreativität meinerseits voraus.…

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