Ich befinde mich nun schon seit knapp zwei Monaten in einer Klinik. Heute darf ich zur Belastungserprobung zu Hause übernachten. Wenn das gut funktioniert, darf ich schon morgen nach Hause. Was? Schon morgen? Irgendwie fühle ich mich gerade etwas überfordert – putzen, kochen etc. muss ich nun wieder alles selbst machen. Zudem ist es für mich immer schwierig zu Hause anzukommen. Es fühlt sich fast so an, als würde ich jedes Mal neu einziehen. In der Folge erzähle ich von meinen Strategien, die ich anwende, wenn ich das erste Mal zu Hause bin nach einem längeren Klinikaufenthalt.
- Termine vereinbaren
Ich persönlich finde es besonders wichtig, dass man nach einem so langen Klinikaufenthalt aufgrund von Suizidalität ziemlich engmaschig betreut wird, sodass ein weiterer Klinikaufenthalt nicht nötig wird. Deshalb vereinbare ich schon im Voraus mit meinem Psychiater und meiner Spitex-Betreuerin Termine, wenn der Austritt absehbar ist. Diese Anbindung ist wichtig, um über den Klinikaufenthalt zu reflektieren und die behandelnde Person kriegt einen Eindruck, wie es mir gerade so ergeht. - Tagesstruktur
Das Vereinbaren von Terminen ist auch förderlich für meine Tagesstruktur. Ich muss mindestens 1x pro Tag aus dem Haus und muss den Weg zu meinem Psychiater auf mich nehmen. Daneben gilt es in den kommenden 2.5 Wochen, Lernphasen einzubauen – ich habe schon bald Semesterprüfungen. Dies wird mir die Tagesstruktur ziemlich sicher erleichtern. Wichtig ist aber auch Me-Time einzuplanen, Phasen, in denen ich nichts mache oder nur Dinge tue, die ich gerne mache. - Haushalt erledigen
Das ist ein Thema, das ich nicht gerne habe – ich bin eine Niete was die Haushaltsführung anbelangt. Meine Mutter erwähnt diesen Makel nur zu gerne bei ihren Hauswirtschaftsschülern. Gerade weil ich überhaupt nicht gerne putze oder Wäsche wasche erledige ich das immer am gleichen Tag, an dem ich nach Hause komme, sodass ich am ersten „echten“ Tag zu Hause nichts von alldem machen muss. - Meinen ersten eigenen Kaffee geniessen
Das ist bei mir schon fast die Nr. 1! Der Kaffee in der Klinik ist, gelinde gesagt, gewöhnungsbedürftig. Deshalb freue ich mich umso mehr auf meine Kaffeemaschine, die sicher keinen Gourmet-Kaffee hervorbringt, aber es ist MEIN Kaffee. Seit dem Studium bin ich sowieso eine Vieltrinkerin und war jetzt fast schon auf Entzug für zwei Monate.
Der Gedanke, wieder alleine in meiner Wohnung zu sein, macht mich ein wenig nervös, um nicht sogar das Wort Angst in den Mund zu nehmen. Aber irgendwann muss ich diesen Schritt aus dieser sicheren „Bubble“ wagen und ins echte Leben zurückkehren. Es ist also an der Zeit – pünktlich zum Start in ein neues Jahr!
–Chantal
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