Nun ist es offiziell: Ich werde Weihnachten in der Klinik verbringen. Klar, auf der einen Seite ist das schade, weil ich das Zusammensein mit meiner Familie vermisse. Andererseits wäre ich dieses Weihnachten sowieso alleine zu Hause, da alle in den Ferien sind oder schlicht zu weit entfernt wohnen. Was das mit mir macht? Es stimmt mich nachdenklich.
Vor ca. einem Jahr hat mein Ex-Mann entschieden, nicht mehr mit mir/mit uns verheiratet zu sein. Das war ein herber Schlag. Vor allem hatte ich das Gefühl, dass es besser läuft, aber that’s life. Dank meinem Umfeld bin ich aus diesem Schlamassel wieder draussen. Allerdings wäre Weihnachten alleine zu Hause ein zu grosses Risiko, dass ich wieder Mist baue. Deshalb bleibe ich vorsorglich in der Klinik.

Ich bin Bobby und ich mag eigentlich Harmonie und gehe gerne Beziehungen ein. Ich wurde im letzten Jahr sehr vernachlässigt und musste um meine Position kämpfen. Chantal und die anderen wollen nichts mit Beziehungen jeglicher Form zu tun haben, und ich? Ich bleibe mal wieder auf der Strecke. Da bleibt einem ja nichts anderes übrig, als Mist zu bauen, um auf sich aufmerksam zu machen.
Unsere WG arbeitet momentan nicht wirklich gut zusammen. Es spalten sich viele wieder komplett ab, wir haben Erinnerungslücken, Flashbacks und ans Lernen für die Uni ist nicht zu denken. Ich bin gerade in einer Zwickmühle oder einem Loch oder was auch immer. Auf jeden Fall ist die Situation sehr frustrierend. Die Nachricht, dass zwei Bekannte vor Kurzem ums Leben gekommen, trägt nicht zu meiner Stimmung bei. Aber ich will mich nicht beklagen. So wie es bei anderen auch der Fall ist, ist es halt bei mir auch nicht immer geradlinig. Das muss ich akzeptieren. Da wären wir wieder bei der radikalen Akzeptanz der Situation – der vermutlich einzige Weg mit all dem klar zu kommen.
Weil es mir so schlecht geht, probiert man nun seit 2 Wochen ein neues Medikament aus. Es wirkt ziemlich gut, aber eine Steigerung ist nur schwer möglich, weil es so stark ist. Und es hat Nebenwirkungen – viele Nebenwirkungen. Ich schlafe fast den ganzen Tag und in der Nacht kann ich dann trotzdem nur leicht schlafen. Auf jeden Fall bin ich müde, schlafe, aber bin nicht erholt.
Ihr seht – meine Situation ist nicht gerade einfach. Meine zahlreichen ehrenamtlichen Engagements helfen mir aber, einen Sinn zu haben und damit ein sinnvolles Leben zu haben. Ich denke, es gibt nichts Schlimmeres als in seinem Leben keinen Sinn zu sehen – an diesem Punkt bin ich regelmässig. Vor allem seit Chantal und die anderen beschlossen haben, Beziehungen aus dem Weg zu gehen. Nun ja, ich leide weiter.
–Bobby
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Hoi Chanti, Alles Gute und trotz allem besinnliche und irgendwie festliche Feiertage. Bon courage und Danke für diese tollen und sehr persönlichen Einblicke. Ist sehr bereichernd, interessant und zum Teil, SORRY, unterhaltsam zu lesen. LG Rolf
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Danke Rolf 🙂
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