
Momentan ist es eher schwierig – ich wechsle offenbar oft die Persönlichkeitsanteile und mag mich an die Hälfte der Tage nicht erinnern. Nur dank meines Tagebuchs bin ich in der Lage, meinen Tag (einigermassen) nachvollziehen zu können. Einige Persönlichkeitsanteile können oder wollen nicht mitschreiben – und wenn, dann tun sie das sehr oberflächlich. Ich habe an früherer Stelle erwähnt, dass ich nun mit einem Praktikum und dem Psychologiestudium begonnen habe. Ihr werdet wahrscheinlich denken: Wieso ausgerechnet Psychologie? Kann Sie das überhaupt? Meine Antwort darauf lautet bis jetzt: Ja unbedingt!
Ich bin mir der Herausforderungen durchaus bewusst. Unabhängig vom Studiengang ist ein Studium nicht einfach. Dies gilt natürlich auch speziell für DIS-Patienten, deren Alltag durchschnittlich per se schon chaotischer ist als bei gesunden Menschen. Ich muss gestehen, dass ich nur dank spezieller Lern- und Arbeitsbedingungen in der Lage bin, meinen Alltag zu gestalten. Ich kann alles von zu Hause aus machen – 100% Homeoffice also. Mir macht das nichts aus, denn ich bin momentan froh, wenn ich nicht allzuviel unter Leute muss. Ich weiss, dass es keine langfristige Lösung sein wird, aber aktuell sind die Anteilswechsel extrem häufig und oft ist es auch peinlich – deshalb mein Rückzug. Ein weiterer potenzieller Nachteil des Psychologie-Studiums ist, dass ich den ganzen Tag an nichts anderes denke. Hier muss ich Kritikern durchaus recht geben. Manchmal habe ich einen „Psychologie-Overload“, aber die meiste Zeit habe ich kein Problem damit – im Gegenteil:
Für mich überwiegen ganz klar die Vorteile, welche sind:
- Tagesstruktur
- Man lernt sich selbst und die Erkrankung besser kennen
- Breites Allgemeinwissen
- Anwendung des Gelernten einerseits auf mich, andererseits auf die Arbeit
- Hohe intrinsische Motivation
- Man kommt (zumindest virtuell) mit anderen Studenten in Kontakt
Ihr seht Psychologie vs. Untätigkeit: 1:0! Bis jetzt gefällt mir das Psychologiestudium wirklich sehr. Es fällt mir ziemlich leicht, da ich viele Konzepte schon durch meine eigene Patientenerfahrung kennengelernt habe. Momentan muss ich beispielsweise Lerntheorien und Gedächtnisbildung lernen – quasi ein „Meta-Lernen“. Dies lässt sich direkt auf meine Situation als Studentin einerseits und als Patientin andererseits übertragen. So habe ich im Studium den Begriff „motiviertes Vergessen“ kennengelernt, was impliziert, dass wir willentlich unser Gedächtnis anpassen können. Dies wäre natürlich im Bereich der Traumafolgestörungen sehr praktisch. Doch ich habe es nachgeschlagen – es scheint keinen grossen Effekt zu haben – schade!
Last but not least: Meine bisherige Ausbildung, sowie meine Berufserfahrung lenken mich ziemlich stark in Richtung Psychotherapie – ich denke, dass es (natürlich nur wenn ich in der Therapie weit genug fortgeschritten bin) ein Vorteil ist, wenn man sowohl eigene Erfahrungen als auch das theoretische Hintergrundwissen hat. Dies ist zumindest meine Hoffnung. Ich bin mir bewusst, dass es momentan noch nicht danach aussieht – ich bin noch zu instabil… Aber: das Studium dauert noch mindestens 6 Jahre, von daher bin ich optimistisch, dass ich es schaffe!
–Lia
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