Aufgeben? Nicht mit mir!

Ich befinde mich noch immer im Benzodiazepin-Entzug und es ist wirklich hart. Ich habe körperliche als auch psychische Beschwerden, die einfach nicht abklingen wollen. Ich bin jetzt ca. in der Hälfte des Entzugs in Bezug auf die Dosis und merke, dass ich zwar wacher und präsenter bin, aber da sind eben auch Schlafstörungen, Anspannung, Suizidgedanken, Drang zur Selbstverletzung und vermehrtes Stimmenhören. Ich befinde mich in glaub ich der schwierigsten Phase meines bisherigen Lebens. Die Scheidung steht an, ich bin sehr instabil und jetzt kommt noch eine Medikamentenreduktion – das ist alles ein bisschen viel. Manchmal denke ich, dass es am einfachsten wäre, man würde mich wieder ins Isolationszimmer einsperren. Dann könnte ich die Verantwortung abgeben und wäre in Sicherheit (wobei man sich auch im ISO verletzen kann – dies nur so am Rande).

Für mich wäre der Gang ins Isozimmer oder die Erhöhung der Benzodiazepine und Antipsychotika gleichbedeutend mit einer persönlichen Niederlage. Ich weiss, ich sollte nicht so denken, aber ich bin ehrgeizig und weiss, dass ich das durchstehen kann. Also gilt: Aufgeben? Nicht mit mir! Ich habe mich gegen den fachlichen Rat der Ärzte für eine Medikamentenreduktion (es wurden nicht nur Benzos reduziert, sondern auch Antipsychotika ganz abgesetzt) entschieden. Dies aus dem Grund, dass ich für das Studium voll bei der Sache sein will, damit ich es auch bewältigen kann.

Ich leide. Leid besteht aus Schmerz und dessen Nicht-Akzeptanz – ich habe einfach Mühe vieles in meinem Leben zu akzeptieren. Da sind das kindliche Trauma, das therapieresistente Stimmenhören, die Aufgabe meines Traumberufes und vieles mehr. Dies lässt meine Anspannung in die Höhe schnellen. Ich versuche den ganzen Tag verzweifelt Skills anzuwenden. An manchen Tagen komme ich gar nicht mehr aus der Hochspannung heraus und leide den ganzen Tag unter imperativen (=befehlenden) Stimmen und drängenden Suizidgedanken. Es kann sogar vorkommen, dass ich konkrete Pläne entwickle, mich umzubringen (sogar auf der Station). Das sind sehr gefährliche Momente, die ich dank der Zusammenarbeit mit Pflegefachpersonen und Ärzten bis jetzt einigermassen gut im Griff habe. Mir hilft als Reservemedikation Prazine, ein antipsychotisches Medikament, das vor allem bei Unruhe eingesetzt wird. Zudem begab ich mich heute freiwillig für ein paar Stunden ins Isolationszimmer.

Es ist ein langer, ein steiniger Weg, auf dem ich gehe. Wahrscheinlich wird man die Benzo-Reduktion etwas langsamer machen müssen – ich weiss es schlichtweg nicht. Das wichtigste ist, dass ich jetzt dran bleibe. Ich habe mir von der Borderline-spezifischen DBT Therapie einiges abgeschaut und eigene Protokolle entwickelt, die ich nun ausfülle. Es hilft mir, mich mit dem zu beschäftigen und ich lerne dabei jeden Tag dazu. Aber es ist ermüdend – manchmal denke ich „Ich kann nicht mehr!“. Dann nehme ich meine Bucket-List hervor und schaue mir an, was ich in Zukunft Schönes geplant habe. Dann geht es mir schon wieder besser. Nun hoffe ich, dass ich den Entzug gut überstehe und danach endlich mal ein Weile stabil sein kann, damit ich das Studium so richtig rocken kann 🙂

— Toby

Ein Traum wird wahr

In diesem Blog versuche ich stets, die positiven, sowie negativen Seiten der dissoziativen Identitätsstörung aufzuzeigen. Klar, während gut 15 Jahren haben die negativen Aspekte dominiert, doch es gab immer wieder Lichtblicke. So konnte ich das Gymnasium abschliessen, erreichte einen Bachelorabschluss mit 24 Jahren und heiratete. Diese positiven Ereignisse und Lebensabschnitte hielten mich quasi über Wasser…

Der sichere Ort für meine WG

In der Therapie der dissoziativen Identiätsstörung (DIS) ist eine der ersten Methoden herauszufinden, welches der sichere Ort eines jeden Anteils ist. Das kann ein realer Ort sein – muss aber nicht. Fiktive Orte sind durchaus häufig. Ich persönlich stelle mir nur reale Orte vor, weil ich mich mental besser dorthin begeben kann. Wichtig ist, dass…

Gastbeitrag: Beziehung mit einer DIS-Patientin

Hallo zusammen. Ich darf einen Gast-Blogbeitrag schreiben bei «Be Many.» Kurz für alle, die mich nicht kennen. Mein Name ist Karina, bin 25 Jahre alt und in einer Beziehung mit Chantal. Ich verwende die Pronomen Sie und keine. Ich bin eine Frau jedoch bin ich intergeschlechtlich. ADHS (Aufmerksamkeitsdefizits-Hyperaktivitätsstörung), PTBS (posttraumatische Belastungsstörung) und rezidivierende Depressionen sind…

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